Plötzlicher Kollaps auf dem Spielfeld – trotz scheinbar guter Gesundheit?
Eine heimtückische, oft unerkannte, jedoch dennoch häufige Erkrankung kann zu bösen Überraschungen führen.
Es geschieht oft unerwartet: Ein junger, scheinbar gesunder Sportler bricht auf dem Spielfeld zusammen – und manchmal ist es bereits zu spät. Ein tragisches Beispiel ist Daniel Jarque, Kapitän von Espanyol Barcelona. 2009 verstarb er im Alter von nur 26 Jahren an einem plötzlichen Herzstillstand, ausgelöst durch eine unerkannte hypertrophe Kardiomyopathie (HCM). Diese tückische Erkrankung bleibt oft unbemerkt, kann jedoch insbesondere bei körperlicher Anstrengung lebensgefährlich werden.
Doch nicht nur Profisportler sind betroffen – HCM kann in jedem Alter und unabhängig vom Aktivitätsniveau auftreten. Was macht diese Erkrankung so gefährlich, und wie kann man sich davor schützen?
Was ist hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)?
Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste identifizierbare Ursache für plötzlichen Herztod bei jungen Menschen, einschließlich gut trainierter Sportler. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Herzmuskelerkrankung, die durch eine Verdickung des Herzmuskels, insbesondere des linken Ventrikels, gekennzeichnet ist. Diese Verdickung kann die Durchblutung des Herzens beeinträchtigen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen sowie einen plötzlichen Herztod erhöhen.
HCM ist die häufigste genetisch bedingte Herzmuskelerkrankung
HCM betrifft etwa 1 von 300 bis 500 Menschen. In Deutschland gibt es schätzungsweise 170.000 bis 280.000 Betroffene, doch nur wenige wissen von ihrer Erkrankung. Tatsächlich wissen circa vier von fünf betroffenen Personen über ihre potenziell lebensbedrohliche Diagnose nicht Bescheid. Kinder von Betroffenen haben eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, die genetische Veränderung zu erben.
Welche Symptome treten bei HCM auf?
HCM bleibt oft lange unbemerkt, da viele Betroffene keine oder nur unspezifische Symptome haben. Mögliche Beschwerden sind:
Verminderte Leistungsfähigkeit
Schwindel oder Ohnmachtsanfälle, insbesondere unter Belastung
Atemnot
Brustschmerzen
Herzrasen oder unregelmäßiger Herzschlag
In schweren Fällen kann HCM zu einer Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern oder sogar zu einem plötzlichen Herztod führen.
Welche Formen der HCM gibt es?
Es gibt zwei Hauptformen der Erkrankung:
Obstruktive hypertrophe Kardiomyopathie (HOCM):
Die verdickte Herzmuskulatur verengt den Ausflusstrakt der linken Herzkammer, was die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt.
Nicht-obstruktive hypertrophe Kardiomyopathie (nHCM):
Der Herzmuskel ist verdickt, aber der Blutfluss bleibt weitgehend unbeeinträchtigt. Dennoch kann es zu Herzrhythmusstörungen und einer eingeschränkten Herzfunktion kommen.
Warum ist HCM für Sportler besonders gefährlich?
Viele Betroffene zeigen lange keine Symptome oder verspüren nur leichte Beschwerden wie Kurzatmigkeit oder Herzklopfen. Intensive körperliche Belastung kann jedoch das Risiko für plötzliche kardiale Ereignisse erhöhen.
Besonders gefährlich kann HCM für Sportler sein, da sie durch eine Verengung des Ausflusstrakts der linken Herzkammer (bei der obstruktiven Form) und durch strukturelle Veränderungen des Herzmuskels anfälliger für Herzrhythmusstörungen sind. Dies kann zu einer reduzierten Blutzufuhr zum Herzmuskel führen und den Blutfluss aus dem Herzen einschränken.
Besonders bei Hochleistungssportlern kann dies zu plötzlichen Ohnmachtsanfällen oder sogar zum plötzlichen Herztod führen.
Gibt es präventive Maßnahmen?
Es gibt keine bekannte Möglichkeit, HCM zu verhindern. Entscheidend ist jedoch eine frühzeitige Diagnose, um Komplikationen zu vermeiden.
Genetische Tests: Falls ein Elternteil an HCM leidet, sollte mit einem Arzt besprochen werden, ob ein genetisches Screening sinnvoll ist.
Echokardiographie: Falls kein genetischer Test durchgeführt wird oder die Ergebnisse nicht eindeutig sind, kann eine regelmäßige Herzultraschall-Untersuchung helfen, HCM frühzeitig zu erkennen.
Nicht jede betroffene Person mit HCM weist genetische Veränderungen auf, die im Test nachweisbar sind. Bei hohem Verdacht sind in solchen Fällen regelmäßige Herzultraschallkontrollen empfohlen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Medikamentöse Therapie:
Beta-Blocker oder Kalziumkanalblocker helfen, die Herzfrequenz zu senken und Symptome zu lindern.
Eine neue Medikamentenklasse, die Myosin-Inhibitoren, bietet vielversprechende Therapieansätze für die obstruktive HCM. Sie können die Obstruktion reduzieren und die Verdickung des Herzmuskels verringern.
Interventionelle Verfahren:
Bei schwerer obstruktiver HCM kann eine Herzmuskelverödung mit Alkohol oder eine operative Entfernung von Muskelgewebe erforderlich sein.
Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD):
Diese Geräte erkennen lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und können durch einen elektrischen Schock den Herzschlag stabilisieren.
Kann man mit HCM weiterhin Sport treiben?
Ja, sportliche Aktivität ist trotz HCM oft möglich und wird sogar empfohlen. Die Intensität sollte jedoch individuell mit einem Arzt abgestimmt werden.
Freizeitsportler: Leichte bis moderate Belastungen sind meist unproblematisch. Höhere Belastungen sind prinzipiell auch nach Rücksprache mit den Ärzten möglich.
Leistungssportler: Eine genaue medizinische Beurteilung durch Ärzte und Trainer ist ratsam, da hohe Belastungen das Risiko für Komplikationen erhöhen können.
Fazit
Die potenziellen Risiken der HCM verdeutlichen, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind – insbesondere für engagierte Hobbysportler und Leistungssportler sowie für Personen mit familiärer Vorbelastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder plötzliche, ungeklärte Todesfälle. Denn nur was erkannt wird, kann auch behandelt und durch geeignete Vorsorgemaßnahmen adressiert werden.